Erste Etappe. Europa
„Ich bin Amerikaner!“ Diesen Satz hört und liest man oft. Ob die Person aus Texas, Iowa oder Kalifornien stammt, wird kaum hinzugefügt. Sie ist einfach bloß Amerikaner. Aber warum ist es für uns Europäer so viel schwerer, einfach zu antworten: „Ich bin Europäer“, wenn man gefragt wird, woher man kommt?
„Soy español“
Die meisten sagen: „Ich bin Deutscher“, „I am British“ oder „Soy español“. Damit wären wir auch schon beim ersten großen Unterschied zu den Vereinigten Staaten. Die Sprache. Zwar gibt es in Amerika verschiedene Dialekte, aber prinzipiell versteht jeder jeden. Europa hingegen ist ein Topf voller verschiedener Sprachen. In fast jedem Land spricht man eine andere. Zwar lernen wir schon in der Schule Englisch, Französisch und Spanisch, aber wer kann schon behaupten, Tschechisch oder Schwedisch gelernt zu haben?
Neben der Sprache spielt auch unsere Geschichte eine große Rolle. Die europäischen Nationen verbindet eine große Anzahl von Kriegen, Intrigen und Identitätsfragen. Reist man von Deutschland nach Frankreich, so ist bei den älteren Bürgern immer noch eine leichte Feindseligkeit zu spüren. Auch Konflikte, die bis in die heutige Zeit gehen, fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl nicht. Der immer noch andauernde Nordirland-Konflikt ist hier nur ein Beispiel. Europa verbindet eine grausame Vergangenheit, die bis heute in manchen Ländern noch zu spüren ist.
Dann gibt es noch verschiedene Kulturen. Jedes Land hat seine eigene Mentalität, Geschichte und Tradition. So ausgeprägt ist es in den USA nicht. Bereist man als Deutscher Spanien, so merkt man sofort, dass man eine andere Kultur betreten hat. Die Bewohner merken natürlich auch, dass man fremd in ihrem Land ist. Hier gehört ein gewisses Maß an Toleranz dazu - und natürlich die englische „Weltsprache“, mit der man sich theoretisch überall verständigen kann. Allerdings hat sie nicht dieselbe Wirkung wie die Landessprache.
Stolz auf Europa
Aber warum kann man nicht einfach behaupten „Ich trinke irischen Whiskey, esse spanischen Schinken, studiere Slawistik, lese Bücher von italienischen Autoren und gehe bei Ikea einkaufen. Ich bin Europäer“? Eben weil unsere Geschichte, Sprachen und Kulturen uns im Wege stehen. Wir sind einfach zu verschieden. Der Genuss eines französischen Croissants macht einen noch nicht zum Franzosen, aber muss es das überhaupt? Können wir nicht einfach sagen, wir sind ein Europa, das sich untereinander akzeptiert, kennen lernt und dennoch aus vielen verschiedenen individuellen Kulturen besteht? Können wir nicht einfach stolz auf dieses Europa sein und beim nächsten Spanienbesuch antworten: „Ich bin Europäer und komme aus Deutschland!“
Identität: „Ich bin Europäer aus Deutschland!“ | Region - Kölner Stadt-Anzeiger - Lesen Sie mehr auf:
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